Interkulturelle Spurensuche

Schüler*innen forschen Migrationsgeschichte(n)

Das Projekt wurde im Rahmen des Forschungsprogrammes Sparkling Science des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung gefördert.

Das Projekt beschäftigte sich mit den Geschichtsbildern von Jugendlichen in kulturell heterogenen Klassengemeinschaften. Besonderes Augenmerk wurde auf die Bedeutung der in den Familien der Schüler*innen tradierten Geschichtsbilder und Migrationsgeschichte(n) für die Jugendlichen gelegt. Dabei wurden nicht die „Jugendlichen mit Migrationshintergrund“ den „österreichischen Jugendlichen“ gegenübergestellt, sondern die vielfältigen Lebensrealitäten der Schüler*innen und deren unterschiedliche kulturelle und soziale Hintergründe erfasst.

Im Zentrum des Forschungsvorhabens standen folgende Schwerpunkte:

  • Erforschung der Konstruktion, Tradierung und Bedeutung von Geschichtsbildern von Schüler*innen in kulturell heterogenen Klassen

Das Forschungsprojekt stellt einen Beitrag zur Grundlagenforschung zu den Geschichtsbildern von Jugendlichen und ihren Umgang mit möglichen Differenzen und Widersprüchlichkeiten unter Bedingung der Heterogenisierung der Klassengemeinschaften dar. Ein profundes Wissen ist notwendig, um Maßnahmen für die Bildungsarbeit entwickeln zu können, die an die Lebensrealitäten der Jugendlichen anknüpfen.

  • Sichtbar machen von Migrationsgeschichte(n)

Ein Ziel des Projekts war es, Migrationsgeschichte und die individuellen (Familien-)Geschichten der Jugendlichen mit Migrationshintergrund sichtbar zu machen und dazu beizutragen, dass diese in die kollektiven Erinnerungsräume aufgenommen werden. Dies geschah durch die Zusammenarbeit im Klassenraum und im weiteren Verlauf des Projekts durch eine gezielte Kommunikation und Visualisierung der Forschungsergebnisse sowie durch die Vernetzung der Wissenschaft mit den Schulen. Im Rahmen des Projektes wurde die Wanderausstellung Migration on Tour entwickelt, die seit Herbst 2010 österreichweit an Schulen und anderen öffentlichen Einrichtungen zu sehen ist. Die Ausstellung wird von einem umfassenden Online-Portal begleitet.

  • Entwicklung von Maßnahmen für einen inklusiveren Unterricht

Die Forschungspartnerschaft von Wissenschafter*innen, Schüler*innen und Lehrer*innen bietet beste Voraussetzungen dafür, um aufbauend auf den Ergebnissen gemeinsam konkrete Strategien für die Bildungsarbeit zu erarbeiten. Durch die Auseinandersetzung mit Migrationsgeschichten wird ein Thema, dass alle Schüler*innen betrifft, in den Unterricht aufgenommen bzw. wird dieser auch für die Jugendlichen mit Migrationshintergrund biografisch anschlussfähig gemacht. Zur Ausstellung Migration on Tour wurden umfassende Unterrichtsmaterialien entwickelt.

  • Neue Formen der Wissensvermittlung

Neben der Forschungsarbeit war die Vermittlung von sozialwissenschaftlichen Methoden und Wissen ein besonderes Anliegen des Projekts. Durch einen reflexiv-aktivierenden Ansatz schlüpften die Schüler*innen selbst in die Rolle der Forscher*innen und führten mit ihren Eltern eine Fragebogenerhebung durch. Die Forschungsergebnisse präsentierten sie in einer Lehrveranstaltung an der Universität Wien.

Getraud Diendorfer