Projektteam am Europaplatz in Wien: Heidemarie Uhl, Vrääth Öhner, Oliver Rathkolb, Katharina Wegan, Gertraud Diendorfer

Iconclash

Kollektive Bilder und Democratic Governance in Europa

Wie entstehen die visuellen Vorstellungen von Europa, in welchen Bildern wird die EU repräsentiert? Sind es traditionelle Symbole – wie die EU-Fahne und das €-Zeichen –, die identitätsstiftend wirken, oder nicht doch jene Bilder, die unsere alltäglichen Bildumwelten in der Informations- und Mediengesellschaft ausmachen? Iconclash begreift das sich vereinigende Europa als contested space, in dem diese und andere demokratie- und genderpolitisch relevanten Fragen verhandelt und über visuelle Icons kommuniziert werden.

Das Projekt

Bilder bzw. deren Verdichtung zu Icons besitzen hohe demokratiepolitische Brisanz in der Generierung von kulturellen Wahrnehmungsmustern, kollektiven Vorstellungen über die politische und soziale Wirklichkeit sowie über deren Ordnungsprinzipien und Machtstrukturen. In medial produzierten visuellen Darstellungen werden Vorstellungen von Zusammengehörigkeit und „Alterität“ bzw. „Fremdheit“ oft viel wirksamer geprägt, als dies auf der Text- bzw. Inhaltsebene geschieht. Auf diese Weise werden die durch Bilder vermittelten Normen und Werte handlungsleitend und beeinflussen die politische Praxis.

Den inhaltlichen Brennpunkt des Projekts bildeten Fragen von Democratic Governance und transnational identity in Europa: Europa als contested space wird in der Informations- und Mediengesellschaft zunehmend über öffentlich kommunizierte Bilderwelten verhandelt. Ihnen kommt eine Schlüsselfunktion im europäischen Integrationsprozess zu.

Anhand der öffentlich kommunizierten Bilderwelten wurden in einer historischen Längsschnittanalyse seit dem Beginn des Maastricht-Prozesses Mitte der 1980er Jahre bis in die Gegenwart deren Verdichtungen zu visuellen Icons analysiert. Der Fokus richtete sich dabei auf die darin verborgenen Machtstrukturen (v.a. im Hinblick auf politische Partizipationsmöglichkeiten), die politischen und gesellschaftlichen (Gender-)Ordnungen und die Konstruktion breit rezipierter Vorstellungen von Europa, seinen zentralen Werthorizonten und seinem jeweiligen (nichteuropäischen) „Anderen“, das über Abgrenzungen gegenüber dem „Fremden“ entsteht.

Ziel von Iconclash war es, die in den europäischen Icons verhandelten, demokratiepolitisch relevanten Werte- und Normensysteme nach dem theoretischen Konzept des iconic turn zu analysieren und (subkutane) Gegenerzählungen zu den offiziell deklarierten demokratiepolitischen Orientierungen von Democratic Governance und aktiver Bürger*innenschaft in Europa zu erforschen sowie die „Medienkompetenz“ (Claus Leggewie) als Voraussetzung für Partizipation in der Bürger*innengesellschaft zu stärken.

Ein Ergebnis des Forschungsprojekts ist der Bildatlas EUropa.

Heidemarie Uhl (Projektleiterin), Gertraud Diendorfer (Projektkoordinatorin), Oliver Rathkolb, Petra Dorfstätter, Katharina Wegan, Vrääth Öhner