Möglichkeiten der kompetenzorientierten Leistungsbeurteilung

Die Kritik an der Leistungsbeurteilung durch Ziffernnoten hat eine lange Tradition. Mangelnde Aussagekraft und unerwünschte Folgewirkungen sind die wichtigsten Kritikpunkte an dem althergebrachten Konzept (vgl. Beutel 2010: 175). Durch Einführung der Kompetenzorientierung und den damit verbundenen Bildungsstandards, wurde versucht, in der Leistungsbeurteilung höhere „Transparenz, Objektivität und Vergleichbarkeit“ zu gewährleisten (vgl. 183/ME XXIII). Ob dies erreicht wurde, ist Gegenstand einer anhaltenden Diskussion.

Wichtige Fragen, die sich Lehrpersonen im Zuge der Leistungsbeurteilung stellen sollten, sind:

  • Warum wird beurteilt?
    Ziele und Erwartungen in Bezug auf die Leistungsbeurteilung sollten für alle Beteiligten transparent sein. Auch Diskussionen über die Relevanz der Lehrziele und -inhalte gilt es zu stimulieren.
  • Was wird beurteilt?
    Es sollte bei Lehrpersonen und Schüler*innen Klarheit darüber herrschen, welche Kompetenzen gemessen werden. Reine Reproduktionsleistungen sollten auf das nötige Maß beschränkt werden und Denkoperationen und Anwendungskompetenzen stärker gewichtet werden.
  • Wie wird beurteilt?
    Je nach zu messender Kompetenz muss eine passende Beurteilungsmethode in Bezug auf Arbeitsform (schriftlich, mündlich, praktisch, graphisch, kombiniert) und Sozialform (Einzel-, Partner-, Teamarbeit) ausgewählt werden.
  • Hat die Beurteilung funktioniert wie gewünscht?
    Die Lehrperson sollte den Prozess der Leistungsbeurteilung laufend evaluieren und gegebenenfalls adaptieren.

Unterstützung bei der kompetenzorientierten Leistungsbeurteilung bietet der Einsatz von Operatoren, die den Schüler*innen vertraute Anhaltspunkte sein können und Klarheit in den Arbeitsauftrag bringen.

Methode Kompetenzraster

Unter Kompetenzrastern versteht man Tabellen, in denen aufzubauende (Teil-)Kompetenzen und die Erfüllungsgrade derselben vertikal und horizontal kombiniert werden. In den einzelnen Feldern steht eine handlungsorientierte Beschreibung davon, welche Kriterien erfüllt sein müssen, damit die Kompetenz auf der jeweiligen Stufe erreicht ist. Auch das Anführen konkreter Beispielaufgaben, die den unterschiedlichen Kompetenzen und Niveaus zugeordnet sind, ist für den Einsatz des Kompetenzrasters in der Praxis hilfreich. Gegebenenfalls kann ein solcher Kompetenzraster mit einem Beurteilungsmodell versehen werden, das Kompetenzprofile in Noten übersetzt (vgl. Breitenbach 2019: 122).

 

Kompetenzen Stufe 1 Stufe 2 Stufe 3
 

Erkennen von eigenen und anderen Werten im Rahmen von Entscheidungsprozessen

 

Der*die Schüler*in kann eigene und andere Werte, Interessen und Bedürfnisse zu einem Thema erkennen Der*die Schüler*in kann erkennen, dass seine*ihre Meinung zu einem Sachverhalt mit den eigenen Norm- und Wertvorstellungen zusammenhängt Der*die Schüler*in kann die verschiedenen Meinungen zu einem Thema mit den unterschiedlichen Norm- und Wertvorstellungen (der Familie, des Freundeskreises, der Schule, der politischen Parteien, etc.) in Verbindung bringen

 

Weiterführende Links

Kompetenzorientierte Leistungsfeststellungen in Geschichte und Sozialkunde/Politische Bildung in der Sekundarstufe I
In dieser Studie wurden Aufgabenstellungen in Geschichtetests aus der Praxis in Bezug auf für die Kompetenzorientierung relevante Charakteristika analysiert.

Möglichkeiten der Schüler*innenbewertung
Unter diesem Link finden Sie Input zur Schüler*innenbewertung in kompetenzorientierten Settings bzw. in Settings des problembasierten Lernens.

Kompetenzraster für die Politische Bildung
Konkrete Beispiele für Kompetenzraster der Politischen Bildung unterschiedlicher Schulstufen in der Schweiz.

alle Links zuletzt aufgerufen am 16.4.2021

Quellen

  • Beutel, Silvia-Iris (2010): Leistungsbeurteilung zwischen allgemeiner Didaktik und Demokratiepädagogik. In: Lange, Dirk/Himmelmann, Gerhard (Hg.): Demokratiedidaktik. Impulse für die Politische Bildung. Wiesbaden: Springer.
  • Breitenbach, Erwin (2019): Diagnostik. Eine Einführung. Wiesbaden: Springer.
  • 183/ME XXIII. GP – Ministerialentwurf – Vorblatt und Erläuterungen. www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXIII/ME/ME_00183/index.shtml (16.04.2021).