Postcolonial Citizens?

Dekolonialität in der Politischen Bildung

Zeit: 10.11.2022 bis 11.11.2022
Ort: Sky Lounge der Universität Wien, Oskar-Morgenstern Platz 1, 1010 Wien
Veranstalter*innen: Didaktik der Politischen Bildung (Universität Wien), Demokratiezentrum Wien, Institut für Didaktik der Demokratie (Leibniz Universität Hannover)

Die Tagungsreihe Vienna Conference on Citizenship Education zielt darauf ab, die Politische Bildung in Österreich weiterzuentwickeln und einen Beitrag zu deren Internationalisierung zu leisten. Neben Reflexionen didaktischer Praxis wird ein Rahmen für die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Politischer Bildung geschaffen.

Im Jahr 2022 widmet sich die 4. Vienna Conference on Citizenship Education dem Schwerpunktthema Dekolonialität und den damit verbundenen Impulsen, Anregungen und Schlussfolgerungen für die Politische Bildung. Durch zahlreiche gesellschaftliche Auseinandersetzungen – als prominentestes Beispiel ist hier wohl neben vielen anderen #blacklivesmatter zu nennen – sind dekoloniale Perspektiven inzwischen nicht mehr unsichtbar zu machen. Dabei bestimmte diese verordnete Amnesie – Ann Laura Stoler spricht hier eher von einer Aphasie – den Umgang mit dem kolonialen Erbe. Für den Bereich der Erinnerungskultur wurde dies durch zahlreiche Initiativen und wissenschaftlich beispielsweise durch den Ansatz des multidirektionalen Erinnerns herausgefordert. Dekolonialität zielt dabei auf mehr, als der Vergangenheit gerecht zu werden. Dekoloniale Perspektiven gehen vielmehr davon aus, dass Kolonialität – verstanden als Denkweisen, die koloniale Hierarchien tradieren und reproduzieren – die gegenwärtigen Strukturen und Kämpfe, die Institutionen und Subjektivierungsweisen, die Praxis und Episteme prägt.

Unter Dekolonialität verstehen wir dabei die Vielfalt an sozialen Bewegungen und Initiativen, aber auch die ganz alltäglichen Handlungen, in denen koloniale Muster untergraben, ausgehebelt, infrage gestellt oder herausgefordert werden. In akademischen Diskursen wird Dekolonisierung oft als ein radikaler epistemischer Wandel gefasst. Dekolonialität kann erinnerungspolitisch im Kampf um einen anderen Umgang mit der kolonialen Vergangenheit bestehen – von der Anerkennung kolonialen Unrechts, der Kontinuität bis heute bis zu Reparationsforderungen. Es kann aber auch bedeuten, gegenwärtige Zugehörigkeitsregime, Migrationsbekämpfungsstrategien, nationale Identitätsnarrative, globale Ungleichheitssysteme, die internationale Arbeitsteilung, den Klimawandel, die Institution des Lernens selbst und vieles andere infrage zu stellen und in den Kontext kolonialer und neokolonialer Kontinuität einzuordnen. Dabei drängt sich die Frage auf, inwiefern die Fachdisziplin und die Institutionen der Politischen Bildung selbst durch die Kolonialität geprägt sind.

Tagungsprogramm