Chronik der europäischen Einigung 1950-2021

1949

5. Mai 1949
Gründung des Europarats mit dem Ziel, einen engeren Zusammenschluss unter seinen Mitgliedern zu verwirklichen. Der Europarat spielt eine wichtige Rolle bei der Förderung von Menschenrechten, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit, hat mit der späteren EU institutionell aber nichts gemeinsam.

1950

9. Mai 1950
In seiner Rede stellt der französische Außenminister Robert Schuman den von Jean Monnet entwickelten Plan vor, die Kohle- und Stahlproduktion Frankreichs und der Bundesrepublik Deutschland zusammenzulegen und eine Organisation zu gründen, die den anderen europäischen Ländern zum Beitritt offen stehen soll.

1951

18. April 1951
Sechs Länder (BRD, Frankreich, Luxemburg, Niederland, Belgien, Italien) unterzeichnen in Paris den Vertrag zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS).

1956

16. April 1956
Österreich tritt nach der Wiederherstellung seiner vollen Souveränität durch den Staatsvertrag (1955) dem Europarat bei.

1957

25. März 1957
In Rom werden die Verträge zur Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) und der Europäischen Atomgemeinschaft (EURATOM) unterzeichnet.

1958

1. Jänner 1958
Die Römischen Verträge treten in Kraft; EWG und die EURATOM nehmen ihre Arbeit in Brüssel auf.

1960

4. Jänner 1960
Auf Initiative des Vereinigten Königreichs wird das Stockholmer Abkommen zur Gründung der Europäischen Freihandelsassoziation (EFTA) unterzeichnet. Es erfolgt in Reaktion auf die Bildung der EWG, um eine wirtschaftliche Benachteiligung der Nicht EWG-Staaten zu verhindern. Neben Dänemark, Großbritannien, Norwegen, Portugal, Schweden und der Schweiz ist auch das seit 1955 neutrale Österreich ein Gründungsmitglied.
Am 3 Mai tritt das Stockholmer Übereinkommen zur Errichtung der Freihandelszone in Kraft.

1962

30. Juli 1962
Die Verordnungen zur Einführung einer Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) treten in Kraft.

1965

8. April 1965
Der Vertrag über die Fusion der Exekutivorgane der drei Gemeinschaften (EGKS, EWG, Euratom) („Fusionsvertrag“) wird in Brüssel unterzeichnet.

1967

1. Juli 1967
Der Fusionsvertrag zur Einsetzung gemeinsamer Exekutivorgane der Europäischen Gemeinschaften (EGKS, EWG, Euratom) tritt in Kraft. Fortan verfügen die Europäischen Gemeinschaften über eine Kommission und einen Rat. Allerdings sind beide weiterhin nach den Regelungen der jeweiligen Gemeinschaft tätig.

1968

1. Juli 1968
Die Zollunion tritt in Kraft. Die verbleibenden Zölle im innergemeinschaftlichen Handel werden abgeschafft und die nationalen Zölle im Handel mit Drittländern durch den Gemeinsamen Zolltarif ersetzt.

1972

24. April 1972
Die „Währungsschlange“ wird eingeführt: Die sechs Mitgliedstaaten der Gemeinschaft vereinbaren, die Bandbreite der Wechselkursschwankungen ihrer Währungen auf 2,25 % zu begrenzen.

1973

1. Jänner 1973
Dänemark, Irland und das Vereinigte Königreich treten den Europäischen Gemeinschaften bei. Die Freihandelsabkommen der Gemeinschaft mit Österreich, der Schweiz, Portugal und Schweden treten in Kraft.

1974

9. und 10. Dezember 1974
Auf dem Gipfeltreffen von Paris beschließen die neun Staats- bzw. Regierungschefs, dreimal jährlich im Europäischen Rat zusammenzukommen; sie schlagen die Direktwahl der Europäischen Versammlung vor.

1975

10. und 11. März 1975
Die Staats- bzw. Regierungschefs kommen erstmals als Europäischer Rat in Dublin zusammen.

1978

4. und 5. Dezember 1978
Der Europäische Rat errichtet auf seiner Tagung in Brüssel das Europäische Währungssystem auf der Grundlage einer europäischen Währungseinheit (ECU).

1979

13. März 1979
Das Europäische Währungssystem tritt in Kraft.

7. bis 10. Juni 1979
Die erste allgemeine Wahl des Europäischen Parlaments findet statt.

1981

1. Jänner 1981
Griechenland wird als zehnter Mitgliedstaat aufgenommen.

1985

14. Juni 1985
Das Schengener Abkommen über die Abschaffung der Grenzkontrollen wird von Belgien, Deutschland, Frankreich, Luxemburg und den Niederlanden in Schengen (Luxemburg) unterzeichnet.

1986

1. Jänner 1986
Spanien und Portugal treten der EG bei, die nunmehr zwölf Mitgliedstaaten umfasst.

17. und 28. Februar 1986
In Luxemburg und Den Haag wird die Einheitliche Europäische Akte unterzeichnet.

1987

1. Juli 1987
Die Einheitliche Europäische Akte tritt in Kraft. Sie ist die erste umfangreiche inhaltliche Weiterentwicklung der Gründungsverträge. In ihrem Mittelpunkt steht die Verwirklichung des europäischen Binnenmarktes, der auf den vier Freiheiten (freier Personen-, Waren-, Dienstleistungs- und Kapitalverkehr) basiert. Zudem umfasst sie ein Bekenntnis zur Errichtung einer Wirtschafts- und Währungsunion.

1989

17. Juli 1989
Österreich beantragt den Beitritt zu den Europäischen Gemeinschaften.

1990

20. Juni 1990
Die EWG und die EFTA nehmen offizielle Verhandlungen über die Schaffung des Europäischen Wirtschaftsraums auf (EWR).

1991

31. Juli 1991
Die EG-Kommission verabschiedet eine grundsätzlich positive Stellungnahme zu Österreichs EG-Beitrittsantrag.

1992

7. Februar 1992
Der Vertrag über die Europäische Union wird in Maastricht unterzeichnet.

2. Mai 1992
In Porto wird das Abkommen über den Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) unterzeichnet.

1993

1. Jänner 1993
Der Binnenmarkt mit freiem Waren-, Dienstleistungs-, Personen- und Kapitalverkehr ist Wirklichkeit.

1. Februar 1993
Beginn der Beitrittsverhandlungen mit Österreich.

1. November 1993
Inkrafttreten des Maastrichter Vertrags. Er ist ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte der EU. Er legt die Vorschriften für die künftige gemeinsame Währung sowie für die Außen- und Sicherheitspolitik und einer engeren Zusammenarbeit in den Bereichen Justiz und Inneres fest. Die „Europäische Gemeinschaft“ heißt nun offiziell „Europäische Union“.

13. Dezember 1993
Abschluss des Abkommens über die Schaffung des Europäischen Wirtschaftsraums.

1994

1. Jänner 1994
Das Abkommen über die Schaffung des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) tritt in Kraft.

30. März 1994
Abschluss der Beitrittsverhandlungen mit Österreich in Brüssel.

5. Mai 1994
Der österreichische Nationalrat nimmt das Bundesverfassungsgesetz über den Beitritt Österreichs zur Europäischen Union an. Am 7. Mai folgt die Abstimmung im Bundesrat.

12. Juni 1994
In einer Volksabstimmung sprechen sich 66,6 Prozent der Österreicher*innen für den Beitritt zur Europäischen Union aus.

EU-Volksabstimmung am 12.6.1994. von li. nach re. sieht man: Bundespräsident Thomas Klestil, EU-Staatssekretärin Brigitte Ederer (SPö, Außenminister Alois Mock (ÖVP), ÖVP-Bundesobmann Erhard Busek.

EU-Volksabstimmung am 12.6.1994. von li. nach re.: Bundespräsident Thomas Klestil, EU-Staatssekretärin Brigitte Ederer (SPÖ, Außenminister Alois Mock (ÖVP), ÖVP-Bundesobmann Erhard Busek.
© Votava, Wien

24. und 25. Juni 1994
Tagung des Europäischen Rates in Korfu. Unterzeichnung der Beitrittsakte Österreichs.

1995

1. Jänner 1995
Beitritt Österreichs, Finnlands und Schwedens zur Europäischen Union.

26. März 1995
Das Schengener Übereinkommen zwischen Belgien, Frankreich, Deutschland, Luxemburg, den Niederlanden, Portugal und Spanien tritt in Kraft.

1997

2. Oktober 1997
Die Außenminister der 15 Mitgliedstaaten der Europäischen Union unterzeichnen den Vertrag von Amsterdam.

1998

1. Juli 1998
Beginn der ersten österreichischen EU-Ratspräsidentschaft.

1999

1. Jänner 1999
Elf Mitgliedstaaten der Europäischen Union führen den Euro als Buchwährung ein.

1. Mai 1999
Der Vertrag von Amsterdam tritt in Kraft. Er stützt sich auf den Vertrag von Maastricht und umfasst Vorhaben zur Reform der EU-Organe, zur Stärkung der Stellung Europas in der Welt und zur Förderung der Beschäftigung und der Bürgerrechte.

2000

7. Dezember 2000
Europäischer Rat in Nizza: Der Rat berät u.a. über die Erweiterung der EU, die Europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik, die Koordinierung der Wirtschaftspolitik und die Europäische Sozialagenda, die gebilligt wird. Die Regierungskonferenz endet mit der politischen Einigung über den Vertrag von Nizza. Am Rande des Gipfels proklamieren die Präsidenten des Europäischen Parlaments, des Europäischen Rates und der Kommission feierlich die Charta der Grundrechte der Europäischen Union.

2001

26. Februar 2001
Der Vertrag von Nizza wird unterzeichnet. Er ändert den Vertrag über die Europäische Union und den Vertrag zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft ab.

15. und 16. Dezember 2001
Gipfel in Laeken. Die EU-Staats- und Regierungschefs verabschieden eine „Erklärung über die Zukunft der Europäischen Union“ (EU). Sie soll die Grundlage für die nächsten EU-internen Reformen vor der Erweiterung bilden. Erstmals sollen die Reformen nicht mehr ausschließlich von den Regierungen, sondern von einem „Konvent“ vorbereitet werden. Ziel der Reformdiskussion ist auch eine Verfassung für die Europäische Union.

2002

1. Jänner 2002
Die Euromünzen und -scheine werden in den zwölf Mitgliedstaaten (Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Portugal und Spanien) in Umlauf gebracht.

28. Februar 2002
Die nationalen Münzen und Banknoten verlieren ihre Gültigkeit.

28. Februar 2002
Der EU-Konvent tritt in den Räumen des Europäischen Parlaments in Brüssel zum ersten Mal zusammen.

2003

17. Februar 2003
Der Vertrag von Nizza tritt in Kraft.

13. Juni 2003
Der EU-Konvent einigt sich über einen Textentwurf für eine europäische Verfassung.

20. Juni 2003
Beim EU-Gipfel in Porto Karras zeichnet sich ab, dass der Entwurf zur EU-Verfassung von den Regierungschefs grundsätzlich angenommen wird.

12. bis 13. Dezember 2003
Scheitern des Verfassungsgipfels in Brüssel nach der Blockade Polens und Spaniens gegen ein neues Abstimmungssystem im EU-Ministerrat.

2004

1. Mai 2004
Die EU bekommt 10 neue Mitgliedsstaaten: Zypern, die Tschechische Republik, Estland, Ungarn, Lettland, Litauen, Malta, Polen, die Slowakische Republik und Slowenien.

17. bis 18. Juni 2004
Im Rahmen der Tagung des Europäischen Rates von Brüssel einigen sich die 25 Staats- und Regierungschefs auf einen endgültigen Text der Europäischen Verfassung

29. Oktober 2004
Die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union unterzeichnen in Rom die erste europäische Verfassung. Die Verfassung muss aber noch von den Mitgliedsstaaten ratifiziert werden.

2005

29. Mai 2005
In Frankreich sprechen sich 54,87 Prozent der Wähler*innen beim Referendum gegen die EU-Verfassung aus.

1. Juni 2005
Auch in den Niederlanden wird die EU-Verfassung (mit 61,6 Prozent der Wähler*innenstimmen) abgelehnt.

16. und 17. Juni 2005
Nach den negativen Referenden in Frankreich und den Niederlanden beschließt der Rat in Brüssel, vorerst keine weitere Ratifizierung durchzuführen.

3. Oktober 2005
Öffnung der Beitrittsverhandlungen der EU mit der Türkei und Kroatien.

2006

1. Jänner 2006
Österreich übernimmt zum zweiten Mal die EU-Ratspräsidentschaft.

2007

1. Jänner 2007
Mit Bulgarien und Rumänien erhält die EU zwei neue Mitgliedsstaaten.

18. bis 19. Oktober 2007
Auf dem Gipfel in Lissabon einigen sich die europäischen Staats- und Regierungschefs auf den Wortlaut des neuen „Vertrags von Lissabon“

13. Dezember 2007
Der Vertrag von Lissabon wird unterzeichnet. Er ist darauf angelegt, die EU demokratischer, effizienter und transparenterer zu machen und außerdem zu befähigen, globale Herausforderungen anzugehen. Bevor der Vertrag in Kraft treten kann, muss er von jedem einzelnen der 27 Mitgliedstaaten ratifiziert werden.

2009

1. Dezember 2009
Der Vertag von Lissabon tritt in Kraft.

2010

Im Zuge der Finanzkrise ist die Zustimmung der Bürger*innen zum Projekt Europa auf einem Tiefpunkt angelangt: Nur 49 % der Europäer*innen halten die Mitgliedschaft ihres Landes in der EU für eine gute Sache, in Österreich sogar nur 36 %.

2011

Der von Frankreich und Deutschland forcierte Plan einer stärker europäisch koordinierten Wirtschaftspolitik wird von der EU aufgenommen. Nach einem Sondergipfel erklärt EU-Ratspräsident Rompuy, dass man eine gemeinsame Wirtschaftsregierung auf den Weg bringen wolle. Österreichs Regierung lehnt die Idee ab und kritisiert, dass dies eine Änderung der EU-Verträge erfordern würde.

2013

1. Juli 2013
Kroatien tritt als 28. Mitgliedsstaat der Europäischen Union bei.

2014

1. Januar 2014
Indem es den Euro als Währung einführt, wird Lettland im Januar 18. Mitglied der Eurozone.

2015

1. Januar 2015
Indem es den Euro als Währung einführt, wird Litauen im Januar 19. Mitglied der Eurozone.

2016

23. Juni 2016
Im Rahmen eines Referendums spricht sich eine Mehrheit der wahlberichtigten Brit*innen für den Ausstieg Großbritanniens aus der Europäischen Union aus.

2020

31. Jänner 2020
Fast vier Jahre nach dem Referendum verlässt das Vereinigte Königreich die EU. Nach dem „Brexit-Abkommen“, auf welches sich sowohl das Europäische Parlament als auch das britische Parlament geeinigt haben, kommt eine Übergangsphase , in welcher die zukünftige Beziehung zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich ausgehandelt wird.

2021

1. Jänner 2021
Nach dem Ende des Brexit-Übergangszeitraums verlässt das Vereinigte Königreich die EU nun endgültig. Zwar wird der Handel weiterhin zwischen den beiden Partnern geführt, allerdings wird dieser durch mehr Bürokratie und anderen Kontrollen deutlich komplizierter. Außerdem wird das Vereinigte Königreich nicht mehr am Erasmus-Projekt teilnehmen.

Letztes Update: 08/2021