Hertha Firnberg

Politikerin, erste Wissenschaftsministerin Österreichs

geboren am 18. September 1909, gestorben am 14. Februar 1994

Hertha Firnberg wird 1909 in eine Arztfamilie in Wien geboren. Bereits während der Schulzeit ist sie im Verband Sozialistischer Mittelschüler aktiv. Während ihrer Studienzeit an der Universität Wien ist Firnberg Mitglied im Verband Sozialistischer Studenten. 1928 wird sie Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei im „Roten Wien“. 1936 erfolgt die Promotion.

Aufgrund ihres sozialdemokratischen Hintergrunds kann Firnberg weder während des Austrofaschismus noch während der NS-Diktatur ihrer Forschungstätigkeit nachgehen und lebt anfangs von Gelegenheitsjobs. Später ist sie als Wirtschaftsjournalistin, in einem Modeverlag und als Buchhalterin tätig.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs arbeitet Firnberg als Bibliothekarin und Assistentin an der Universität Wien, wo sie sich mit Methoden der Statistik auseinandersetzt. Ab 1948 arbeitet sie in der niederösterreichischen Arbeiterkammer. Firnberg gilt als Expertin für Sozialstatistik, Sozialgeschichte und Sozialpolitik.

1959 wird Firnberg für die SPÖ Mitglied des Bundesrates. Von 1963 bis 1983 ist sie Mitglied des Nationalrats. 1967 wird sie zur Vorsitzenden der sozialistischen Frauen gewählt. In dieser Funktion setzt sie sich für die Reform des Familienrechtes, für die qualifizierte Ausbildung von Mädchen und die Gleichberechtigung der Frauen im Beruf, aber auch innerhalb der SPÖ ein. Ebenfalls 1967 wird Firnberg stellvertretende Vorsitzende der SPÖ. 1969 gründet sie mit Lola Solar (ÖVP) den Österreichischen Frauenring, den größten überparteilichen Zusammenschluss von Frauenvereinen und -organisationen Österreichs.

1971 wird Firnberg Ministerin – zunächst ohne Portefeuille, später wird sie beauftragt, das Ministerium für Wissenschaft und Forschung aufzubauen. Bis 1983 bleibt sie Wissenschaftsministerin. In dieser Zeit reformiert sie unter anderem die universitären Strukturen durch das Universitätsorganisationsgesetz (UOG) mit dem Ziel der Demokratisierung. In Firnbergs Zeit als Ministerin fällt außerdem die Einführung von Gratis-Schulbüchern, die Schülerfreifahrt und die Abschaffung von Studiengebühren. Ihrem Handeln liegt stets die Motivation zugrunde, die Chancengleichheit von Frauen und Mädchen zu fördern und gleiche Bildungschancen für alle, unabhängig vom sozialen Hintergrund, zu ermöglichen. Ein eigenes Ministerium, das sich Frauenangelegenheiten widmet, lehnt Firnberg mit der Begründung ab, dass Frauenanliegen kein Minderheitenthema seien.

Firnberg erhält für ihr Wirken zahlreiche Auszeichnungen – so unter anderem das Große Goldene Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich.

Hertha Firnberg stirbt 1994 in Wien.

Quellen

  • Firnberg, Hertha (1975): Wissenschaftspolitik als zentrales gesellschaftliches Anliegen: das 1970 neuerrichtete Ministerium stellt die Weichen für die Zukunft unseres Landes. Wien.
  • Firnberg, Hertha (1967): Die Frau in Österreich. Wien.
  • Schachinger, Marlen (2009): Hertha Firnberg: eine Biographie. Wien.
  • Sozialdemokratische Partei Österreichs (Hg.): Hertha Firnberg. SPÖ-Frauenvorsitzende von 1967-1981. https://rotbewegt.at/#/epoche/1970-1983/artikel/hertha-firnberg (02.04.2021)
  • Barbara Steininger: Firnberg Hertha. Wirtschafts- und Sozialwissenschafterin, Politikerin (SPÖ) und Bundesministerin. http://www.univie.ac.at/biografiA/daten/text/bio/firnberg.htm (02.04.2021)