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Johanna Dohnal

Frauenrechtlerin, Politikerin, erste Frauenministerin Österreichs

geboren am 14. Februar 1939, gestorben am 20. Februar 2010

Johanna Dohnal war jene österreichische Frauenpolitikerin, welche die Situation und auch das Denken der Frauen in der Zweiten Republik wohl am nachhaltigsten geprägt hat.

Bereits als 16-jährige schloss sie sich der SPÖ an. Nach der Pflichtschule machte sie eine Lehre als Industriekauffrau und arbeitete anschließend als Buchhalterin. Mit 18 Jahren heiratete sie und blieb einige Jahre bei ihren beiden Kindern zu Hause. Erste politische Erfahrungen sammelte sie bei den Wiener Kinderfreunden. 1972 bis 1979 war sie als Landesfrauensekretärin der Wiener SPÖ tätig. In dieser Funktion startete sie so genannte Vormittagsseminare speziell für Hausfrauen und Mütter. Diese Seminare fanden enorm großen Anklang. Sie zogen viele junge, interessierte Frauen an – speziell das Seminar „Selbstbewusstsein kann man lernen“. 1976 wurde ihre Ehe geschieden. Als Vorsitzende des Vereins Die Frau und ihre Wohnung (heute: Sozial Global) erweiterte Johanna Dohnal die in Wien angebotenen Sozialdienste um den Besuchsdienst und um die Reinigungshilfe.

1973 bis 1979 gehörte sie dem Wiener Gemeinderat und Landtag an. 1978 griff sie als Landtagsabgeordnete eine Forderung der AUF (Aktion unabhängiger Frauen) auf und realisierte das erste Wiener Frauenhaus. 1979 wurde Johanna Dohnal von Bruno Kreisky in die Regierung geholt, und zwar als Staatssekretärin für allgemeine Frauenfragen im Bundeskanzleramt. Anschließend, von 1990 bis 1995, war sie Bundesministerin für Frauenangelegenheiten.

Es war ihr ein Anliegen, Politik nicht nur für, sondern mit den Frauen zu machen. Aus diesem Grund organisierte sie beispielsweise in ganz Österreich Frauenforen, wo Frauen unterschiedlicher Weltanschauung gemeinsam Frauenprobleme thematisierten und diskutierten. Ihre Fähigkeit und Bereitschaft, im Interesse einer Sache über Partei- und sonstige Grenzen hinweg zusammenzuarbeiten, stellte sie sowohl bei frauen- als auch bei friedenspolitischen Aktivitäten unter Beweis. Als Frauenstaatssekretärin und Frauenministerin sorgte sie unter anderem dafür, dass

  • auch unverheiratete Mütter die Vormundschaft für ihr Kind bekommen
  • Kinder nicht automatisch die Staatsbürgerschaft des Vaters erhalten
  • nicht die misshandelten Frauen, sondern die gewalttätigen Männer die Wohnung verlassen müssen.

Johanna Dohnals Einsatz ist es auch zu verdanken, dass es den Elternkarenzurlaub und das Bundes-Gleichbehandlungsgesetz gibt.

Als Johanna Dohnal 1987 zur Vorsitzenden der sozialistischen Frauen Österreichs gewählt wurde, plädierte sie dafür, bei der Erstellung der Kandidat*innenlisten für Wahlen das Reißverschlussprinzip anzuwenden (1. Platz: eine Frau, 2. Platz: ein Mann, 3. Platz: eine Frau usw.). Eine solche Regelung wäre, so sagte sie, nur logisch und ausgezeichnet dafür geeignet, in wenigen Jahren gerechte Zustände zu schaffen. Seit 1995 genoss Johanna Dohnal ihren Ruhestand. An frauenpolitischen Diskussionen und – wenn nötig – an Demonstrationen nahm sie jedoch auch weiterhin teil.

Johanna Dohnal, die schon länger herzkrank war, starb im Februar 2010 im Weinviertel.

Quellen

  • Feigl, Susanne (2000): Politikerinnen in Wien 1848-2000. Biographien. Wien, S. 58.
  • Feigl, Susanne (2002): Was gehen mich seine Knöpfe an? Johanna Dohnal. Eine Biografie. Wien: Ueberreuter.
  • Kreisky, Eva (1998) (Hg.): Johanna Dohnal. Eine andere Festschrift. Wien.
  • Karlsson, Irmtraut/Waschek, Hans (1989): Johanna ist fünfzig. Linz: Gutenberg-Werbering.
  • Mesner, Maria (Hg.) / Dohnal, Johanna (2013): Ein politisches Lesebuch. Wien: Mandelbaum Verlag.
  • Thurner, Erika/Weiss, Alexandra (2008) (Hg.): Innensichten österreichischer Frauenpolitik. Johanna Dohnal – Innsbrucker Vorlesungen. Innsbruck / Wien / Bozen: Studien Verlag.
  • Weiss, Alexandra/Thurner, Erika (2019) (Hg.): Johanna Dohnal und die Frauenpolitik der Zweiten Republik. Dokumente zu einer Pionierin des österreichischen Feminismus. Wien: Promedia.
  • Welzig, Elisabeth (2011): Durch die gläserne Decke: Frauen in Männerdomänen. Wien: Böhlau.
  • Zach, Angelika (1991): Zur Geschichte des österreichischen Staatssekretariates für allgemeine Frauenfragen. Diplomarbeit, Universität Wien.